Veröffentlicht am 9. April 2025, 02:01 • Redaktion Lokale Perspektive
In Lausanne engagieren sich junge Freiwillige dafür, Seniorinnen und Senioren den Zugang zur digitalen Welt zu erleichtern. In wöchentlichen Kursen und Einzelberatungen helfen sie älteren Menschen beim Umgang mit Smartphone, Tablet und Internetdiensten – geduldig, respektvoll und auf Augenhöhe.
Das Projekt namens „Digital verbunden“ wird von einem gemeinnützigen Verein getragen und in Zusammenarbeit mit Stadtbibliotheken und Quartierzentren organisiert. Ziel ist es, digitale Teilhabe zu ermöglichen und soziale Isolation zu verringern.
„Ich wusste nicht einmal, wie man eine E-Mail schreibt,“ gesteht Frau Morel, 74, die seit drei Wochen an dem Programm teilnimmt. Inzwischen hat sie nicht nur ihr erstes WhatsApp-Foto verschickt, sondern auch online einen Arzttermin gebucht.
Die Helfer sind meist Schülerinnen und Studenten, die ihre Freizeit zur Verfügung stellen. Für viele ist es eine bereichernde Erfahrung. „Ich lerne genauso viel von den Senioren wie sie von mir,“ sagt Léo, 19, der jeden Samstag zwei Stunden unterrichtet.
Ein wichtiges Element ist der individuelle Zugang. Jeder Lernende wird dort abgeholt, wo er steht. Ob es ums Speichern von Fotos, die Nutzung von Videotelefonie oder das Erkennen von Fake-Mails geht – der Unterricht ist praxisnah und verständlich.
Auch der soziale Aspekt kommt nicht zu kurz. Viele Teilnehmer sehen die Treffen als festen Bestandteil ihrer Woche. Es wird nicht nur gelernt, sondern auch gemeinsam gelacht, erzählt und manchmal sogar gesungen – digitale Bildung als Begegnung.
Die Stadt Lausanne unterstützt das Projekt logistisch und finanziell. Der Bedarf sei groß, wie Projektleiterin Anne Vuille betont. „Es gibt eine ganze Generation, die technologisch den Anschluss verpasst hat. Wir wollen helfen, diese Lücke zu schließen.“
Für viele der älteren Teilnehmer ist das Programm ein echter Wendepunkt. „Ich habe keine Angst mehr, etwas falsch zu machen,“ sagt Herr Dubois, 81. „Und ich kann endlich mit meinen Enkeln chatten – das ist unbezahlbar.“
Das Projekt soll künftig ausgeweitet werden. Geplant sind mobile Angebote in Altersheimen und Kursreihen in weiteren Stadtteilen. Die Vision: ein Lausanne, in dem alle Generationen digital verbunden sind – mit Herz, Geduld und WLAN.